Stabilität, Kontinuität, Erfahrung? Ehrlich jetzt?

Im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger (1) erklärt Fr. Weitzel, Erftstadt brauche „Stabilität, Kontinuität und Erfahrung“. Was auf den ersten Blick nach Verlässlichkeit klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine Chiffre für Stillstand, Verdrängung und Verwaltung im Reparaturmodus.

Stabilität – aber worin genau?

Wenn 13% der Stellen in der Stadtverwaltung unbesetzt sind und über 20% der Mitarbeitenden langzeiterkrankt, wie stabil ist dann bitte diese Organisation? Der Krankenstand ist doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Wer diesen Zustand „stabil“ nennt, blendet aus, dass Stabilität nur dann ein Wert ist, wenn sie auf funktionierenden Strukturen beruht. Alles andere ist eine Schönfärbung administrativer Dysfunktion. Ganz ehrlich: Ein marodes System wird nicht dadurch besser, dass man es „stabil“ nennt.

Kontinuität – in welchen Mustern?

Seit Jahren ist ein strukturelles Haushaltsdefizit absehbar. Die Kommunalaufsicht hat den aktuellen Doppelhaushalt kassiert, das Eigenkapital der Stadt droht bis 2028 um 72% zu schrumpfen (2). Auch in der Digitalisierung, in der Verwaltungsmodernisierung und bei der Umsetzung von Beschlüssen herrscht eine bemerkenswerte Kontinuität, nämlich die der Verzögerung, Halbherzigkeit und Nicht-Umsetzung. Kontinuität ist hier kein Fortschritt, sondern das Festhalten an bekannten Versäumnissen.

Erfahrung – aber mit welchem Ergebnis?

Die amtierende Bürgermeisterin war bereits in der Verwaltung tätig, bevor sie ins Amt kam. Sie hat Erfahrung, ganz zweifellos. Doch die Frage muss erlaubt sein: Welche konkreten Verbesserungen sind aus dieser Erfahrung erwachsen? Welche Reform wurde in die Spur gebracht, welche Strukturen nachhaltig gestärkt? Erfahrung allein reicht nicht, sie muss in Wirkung überführt werden, sie muss ein Ergebnis haben, sie muss sichtbar sein. Wer aus Erfahrung keine Konsequenzen zieht, reproduziert nur das Bekannte.

Fazit

Erftstadt braucht keine falsche Stabilität, keine lähmende Kontinuität und keine selbstbezogene Erfahrung. Was unsere Stadt braucht, ist Mut zur Veränderung, Führungsstärke, Transparenz und eine Verwaltung, die sich als lernende Organisation versteht. Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt für einen Neuanfang.

„Keine Lehrjahre absolvieren“ – geschenkt. Aber wenn die Lehre schon abgeschlossen ist, dann sollte auch irgendwann das Handeln beginnen. Nach fünf Jahren im Amt müsste man mehr sehen als Überschriften und Erklärungen.

(1) https://www.ksta.de/region/rhein-erft/erftstadt/weitzel-erftstadt-braucht-stabilitaet-kontinuitaet-und-erfahrung-1077398

(2) https://thommy-mewes.de/wer-soll-das-bezahlen/

Thommy Mewes
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